Autofahren: Unfallrisiko beim Telefonieren - Verboten, weil sehr gefährlich

Handy Autofahren und telefonieren: die Grenzen der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung - Gefährlich und zurecht verboten!

Ja länger die Blickabwendung, desto höher das Unfallrisiko


Wer fünf Sekunden lang bei Tempo 100 auf sein Handy schaut, fährt fast 140 Meter blind. Die Zeitspanne, in der ein Kraftfahrer den Blick von der Straße nimmt ist unterschiedlich lang, je nachdem was er am Smartphone für eine Tätigkeit ausführt. Je länger die Blickabwendung ist, desto höher ist das Unfallrisiko: Die Dauer der Blickabwendung, aber auch die Geschwindigkeit mit der man fährt, sind Einflussgrößen. Eine SMS schreiben bei Tempo 100 bedeutet, dass man 15 - 20 Sekunden wegschaut. In dieser Zeit hat man bei diesem Tempo 420 Meter zurückgelegt (Studie des Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Wenn der Schritt einer erwachsenen Person 71 Zentimeter beträgt so wären das 591 Schritte. Zu Fuß würde man also einige Zeit benötigen, um diesen Weg zurückzulegen.

Das Unfallrisiko steigt exponentiell


"Schnell mal beim Fahren eine SMS lesen, schnell noch auf WhatsApp antworten, und im Moment ist das Unfallrisiko dreiundzwanzig Mal höher als normal beim Autofahren" (Dorothee Renkewitz). - "Exponentielle Funktion", s.a. Albert Bartlett (YouTube, Arithmetic, Population and Energy).

Im Ausland gibt es harte Sanktionen für Autofahren und telefonieren

  1. In der Schweiz kostet es die Fahrerlaubnis, wenn man mit einem Handy am Steuer erwischt wird.
  2. In Frankreich kostet es die Fahrerlaubnis, wenn man wiederholt auffällt.
  3. In den Niederlanden muss man 230 € Strafe bezahlen.

Automatisierung von Aufmerksamkeitsprozessen


Autofahren lernen ist wie Laufen lernen. Am Anfang kostet die Sache all unsere Aufmerksamkeit. Wenn wir angesprochen werden, dann überfordert uns das und wir fallen um im Falle des Laufen Lernens, oder machen einen Fahrfehler im Falle des Fahren Lernens. Nach einer Weile beherrschen wir die Tätigkeit so gut, dass wir nebenher noch etwas anderes tun können (geteilte Aufmerksamkeit wird möglich). Für den Fahrlehrer geht es um diesen Automatisierungsprozess. Der Fahrschüler soll die Tätigkeit so sehr überlernen, dass er sich nicht mehr so sehr auf das Steuern des Fahrzeuges konzentrieren muss, sondern noch genügend Aufmerksamkeitsenergie zur Verfügung hat, um der Verkehrssituation außerhalb des Auto folgen zu können (Andreas Braun). Ob wir nun Laufen lernen, Autofahren lernen, Hochleistungssport oder Musik heranziehen, immer geht es um Automatisierung von Handlungen.

Die menschliche Aufmerksamkeit kann man sich wie ein begrenztes Pool an Energie vorstellen


Wir haben alle das Problem einer begrenzten Aufmerksamkeitsenergie. Wir können in Wirklichkeit bei neuartigen Tätigkeiten nur diese eine und einzige Sache machen. Dadurch, dass wir immer wieder diese eine Tätigkeit ausüben, wird diese Tätigkeit aber automatisiert. In diesem Fall gibt es eine Reserve an Aufmerksamkeitsenergie für eine parallele Tätigkeit zur Verfügung (geteilte Aufmerksamkeit). Allerdings brauchen wir plötzlich ein hohes Maß an Aufmerksamkeitsenergie, wenn sich die Situation unerwartet ändert.

Wir überschätzen unsere Aufmerksamkeitsenergie und Wahrnehmung ganz prinzipiell


Autofahren machen wir auf Autopilot. Es fällt uns gar nicht auf, dass wir es tun. Immer erst dann, wenn die Situation auf der Straße einer von uns unbewusst vorweggedachten Situation widerspricht, tritt Bewusstsein auf. Erst dann fällt uns im Grunde erst auf, dass wir in der Tat Autofahren. Das ist besonders bei einer Strecke der Fall, die wir schon hundertmal gefahren sind und tatsächlich "wie im Schlaf" fahren: Die Strecke zum Arbeitsplatz.

Es ist daher sehr verlockend nebenher noch etwas anderes zu tun: SMS checken. SMS schreiben. Wenn wir Autofahren und diese Nebentätigkeiten gleichzeitig ausführen, dann ziehen wir Aufmerksamkeitsenergie, die als Reserve für die automatisierte Tätigkeit Autofahren zur Verfügung stehen sollte, ab. Das ist gefährlich, denn wir haben dann nicht so viel Aufmerksamkeitsenergie in Reserve wie wir zur Bewältigung des Problems, dass sich uns auf der Straße bietet, bräuchten.

Handybenutzung beim Autofahren bewirkt das man "innerlich", wegschaut


Die Automatisierung des Autofahrens ist ein Segen und ein Fluch zugleich. Es kommt uns so vor, als ob wir nebenher ruhig etwas anderes tun könnten. Das ist aber nur begrenzt zutreffend. Wir können natürlich Autofahren und mit einem weiteren Insassen im Fahrzeug sprechen. Wenn das Gespräch zu anspruchsvoll wird, oder wenn die Situation außerhalb des Autos zu anspruchsvoll wird, dann funktioniert das plötzlich nicht mehr. Das fällt uns in der Regel aber auf. Jedenfalls schauen wir innerlich tendenziell weg, wenn wir mit einem Gesprächspartner sprechen. Wir schauen zwar auf die Straße, wir sehen sie aber nicht in den Umfang, in dem wir sie sehen würden, wenn wir nicht mit ihm sprechen würden.

Wenn wir telefonieren, während wir ein Fahrzeug steuern, schauen wir in großem Maße "innerlich" weg, obwohl wir auf die Straße schauen sehen wir sie nicht wirklich. Wir bekommen einen Tunnelblick, der noch einige Zeit nach dem Gespräch nachwirkt. Eine Steigerung von gefährlichen Aktionen wäre das Lesen einer Nachricht, oder das Verfassen einer Nachricht. Hier sehen wir nicht nur "innerlich" weg, sondern auch "äußerlich".

Sigfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), sagt: "Wir sind überzeugt das hier Schäden entstehen, die in die Millionen gehen. Es entstehen durch den Gebrauch von Mobilfunkgeräten schwere Unfälle. Diese Unfälle entstehen nicht nur durch das Telefonieren, sondern besonders auch durch das Lesen und Schreiben von SMS-Botschaften."

Fazit


Die beste Lösung ist es, eine Freisprechanlage anzuschaffen. Damit nimmt man das Gespräch nur kurz an und sagt, dass man zurückrufen wird. Um das Gespräch selbst zu führen, sollte man aber an den Rand fahren und anhalten.

Autofahren und telefonieren ist zurecht verboten. Wir überschätzen unsere Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Unfallrisiko ist dreiundzwanzig Mal höher




1 Unfallrisiko: Dauer der Blickabwendung
2 Unfallrisiko steigt exponentiell
3 Sanktionen für Autofahren und telefonieren
4 Automatisierung von Aufmerksamkeitsprozessen
4.1 Menschliche Aufmerksamkeit ist ein begrenztes Pool an Energie
4.2 Überschätzen von Aufmerksamkeitsenergie und Wahrnehmung
4.3 Autofahren und telefonieren bedeutet innerlich wegschauen
5 Fazit

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Sehr gefährlich: Autofahren und telefonieren! - Die Grenzen der Aufmerksamkeit, Wahrnehmung - Höher Unfallrisiko - Telefonieren beim Autofahren: Aufmerksamkeitsenergie überschätzen